An der Zukunft der Automobilität arbeiten längst nicht mehr nur die großen Autohersteller, sondern weltweit auch Start-Ups und Internetkonzerne mit. Es ist also nicht verwunderlich, dass chinesische Internetgiganten das Marktpotenzial ebenfalls für sich entdeckt haben. Und dazu gehört auch das Handelsunternehmen Alibaba:
Das chinesische „Amazon“ hat eine sprachgesteuerte Version seiner App DingTalk entwickelt, einem Messenger zur privaten und beruflichen Kommunikation, und diese bereits in mehr als 600.000 Autos verbaut. Doch damit nicht genug. Denn Alibaba entwickelt auch eigene autonome Fahrzeuge und hat mit seinem Modell bereits mehrere Straßentests durchgeführt. Das Unternehmen berichtet außerdem, die Entwicklung von autonom fahrenden Autos auf Level 4 anzustreben. Das würde bedeuten, noch nicht einmal in Notfällen einen Fahrer zu benötigen.
Traditionelle Autobauer brauchen neue Lösungen
Damit greift ein weiterer „externer“ Konkurrent die traditionellen Autobauer in ihrer Marktmacht an. Ich habe bereits darüber gesprochen, warum die Gefahr besteht, dass die großen Autobauer bei der Elektromobilität der Zukunft nur noch eine Nebenrolle spielen können. Nun wird wieder einmal deutlich, dass die traditionellen Autobauern dringend Innovationskraft für neue Lösungen brauchen.
Die meisten Autobauer versuchen, bestehende Systeme, wie wir sie von unserem Smartphone oder Tablet kennen, an das Auto anzupassen und zu integrieren. Doch eine ganz neue User Experience ist bis auf wenige Ausnahmen wie der Sprachsteuerung “Hi Mercedes” nicht zu finden. So ist es nicht verwunderlich, dass große Internetkonzerne wie Alibaba schon heute Technologietreiber für Infotainment-Lösungen vernetzter Autos sind.
Alibaba knüpft strategische Partnerschaften
Es gibt viele Indizien dafür, dass Alibaba durch strategische Partnerschaften mit den großen Automobilkonzernen das Wissen zum Bau selbstfahrender Autos erweitert. Alibaba unterstützt in einer strategischen Partnerschaft BMW, Honda und Ford beim Einsatz von neuen Technologien wie AI, Big Data und Cloud Computing. Auch Audi, Daimler und Volvo profitieren von dem Handelsunternehmen, indem sie deren AI-Lösung namens „AI + Car“ nutzen. Mit dieser kann der Fahrer über intelligente Lautsprecher mit dem Auto kommunizieren und dessen Zustand und Funktionen in Echtzeit kontrollieren. Dazu zählen unter anderem die Zentralverriegelung oder die Klimaanlage.
In Zusammenarbeit mit Ford ist außerdem das erste „Super Test-Drive-Center“ weltweit entstanden. Zwischen mehreren neuen Ford-Modellen kann der Nutzer per App entscheiden, welches Auto er Probe fahren und später kaufen möchte. Es liegt nah, dass Alibaba mit diesen Kooperationen mehr als nur einen Absatzmarkt für ihre Digitallösungen sieht.
Jetzt bleibt es abzuwarten, ob der Autofahrer von morgen noch die klassischen Lösungen von heute im Auto nutzen möchte oder aber nach einem neuen Erlebnis sucht – sei es durch sprachgesteuerte oder sensorische Technologien. Die traditionellen Autobauer müssen in jedem Fall auf das Gaspedal drücken, um mit der wachsenden Anzahl an Konkurrenten mitzuhalten.